Wut, Freude, Trauer, Angst, Verliebtheit, Sorge… Die Liste von Gefühlen, die wir Menschen fühlen können ist endlos lang. Und so unterschiedlich sich die einzelnen Gefühle anfühlen, haben sie doch etwas gemeinsam: sie kommen und gehen.
Mit den folgenden Zeilen möchte ich dich auf eine kleine Gedankenreise mitnehmen und dir unsere Gefühlswelt bildlich näherbringen. Denn wenn wir etwas verstehen, können wir auch besser damit umgehen.
Los geht’s! Stell dir einmal vor, du wärst ein Hotel. Nicht irgendein Hotel für Touristen oder Geschäftsleute, sondern eines für Gefühle. Und wie in jedem Hotel gehen auch hier die Gäste ein und aus. Einige bleiben nur eine Nacht, andere mehrere Wochen. Einige kommen regelmässig, andere nur ganz selten. Einige sind freundlich und angenehm, andere herausfordernd und anstrengend und wieder andere so still und unauffällig, dass man sie kaum bemerkt.
Und alle Gäste möchten einen Platz haben und sich im Hotel willkommen fühlen. Sie möchten während ihrem Aufenthalt gesehen und aufmerksam umsorgt werden.
Bei strahlenden Gästen wie der Freude, fällt uns das meist leicht. Sie lassen das ganze Hotel hell und fröhlich erscheinen und am liebsten möchte man, dass sie gar nicht mehr abreisen, weil’s so schön ist mit ihnen. Daher geniesst man ihren Besuch am besten einfach in vollen Zügen und freut sich dann auf das nächste Wiedersehen.
Haben wir jedoch die Wut zu Gast, ist die fürsorgliche Gastfreundschaft meist etwas herausfordernder. Mit ihrer stürmischen Art wirbelt sie alles auf und versetzt das ganze Hotel in Aufruhr. In solchen Fällen möchte man dem Gast am liebsten Hausverbot erteilen oder ihn zumindest in ein abgelegenes Kellerzimmer sperren, damit er dort für sich wüten kann. Allerdings löst dies das Problem nur kurzfristig. Denn die Wut wird sich nicht einfach so vor die Türe setzen lassen, sondern sich immer wieder einen Weg in unser Hotel suchen – vermutlich sogar noch stürmischer als zuvor. Und eingesperrt im Kellerzimmer sind wir sie auf den ersten Blick zwar los, aber dennoch ist sie nach wir vor Gast bei uns und beeinflusst aus dem Untergrund die Stimmung des ganzen Hotels. Gefühle einfach wegzuschieben oder zu verdrängen ist daher nie eine Lösung. Gerade die anspruchsvollen Gäste brauchen unsere ganze Aufmerksamkeit und eine liebevolle Behandlung, damit sie sich im Hotel willkommen fühlen, zur Ruhe kommen können und dann nach einiger Zeit von alleine wieder auschecken.
Das gleiche gilt für nervöse Gäste wie die Angst, die sich ständig Sorgen macht und nach Problemen Ausschau hält. Sie und ihre Bedürfnisse einfach zu ignorieren sorgt lediglich dafür, dass sie noch unruhiger wird und auf keinen Fall daran denkt, bald wieder abzureisen.
Damit wir in einem entspannten Hotel leben können, dürfen wir lernen, alle Gefühlsgäste mit offenen Armen und viel Liebe zu empfangen. Indem wir sie so annehmen, wie sie sind und ihnen während ihrem Aufenthalt unsere volle Aufmerksamkeit schenken, sorgen wir dafür, dass sie ganz natürlich bei uns ein- und ausgehen. Ganz so, wie ein Hotel gedacht ist.
Alle Gefühle als wichtig und wertvoll zu betrachten, statt sie als gut oder schlecht zu bewerten, schenkt uns mehr Leichtigkeit und ein Gefühl von innerem Gleichgewicht. Denn Gefühle sind nie gegen uns, sondern sie wollen uns bloss Hinweise über uns selbst und unser Inneres geben. Darüber, was uns wichtig ist, was wir brauchen, was uns stört oder wir uns wünschen. So, als käme jeder Gast mit einer bestimmten Botschaft in unser Hotel. Und wenn er uns diese in Ruhe überbringen konnte, reist er von alleine wieder ab.
Damit es dir im Alltag etwas leichter fällt, mit all den unterschiedlichen Gefühlsgästen umzugehen, findest du hier einige Strategien:
Atemübungen
Wenn ein Gast durch dein Hotel wirbelt und du dich überwältig fühlst, kann bewusstes Atmen dich dabei unterstützen, Ruhe zu bewahren. Atme tief durch die Nase ein, halte den Atem kurz an und atme dann langsam durch den Mund wieder aus. Dies wiederholst du ein paar Mal. So kann sich dein Köper entspannen und du kannst wieder klarer denken.
Tagebuch schreiben
Deinem Tagebuch kannst du alles über deine Gefühlsgäste anvertrauen. Es ist ein sicherer Ort, um das loszuwerden, was dich gerade beschäftigt. Deine Gedanken und Gefühle auf Papier zu bringen hilft dir dabei, sie besser zu verstehen und innere Klarheit zu gewinnen.
Darüber sprechen
Gefühle zu benennen und zu sagen «Ich fühle mich gerade….» macht es uns einfacher, sie anzunehmen. Mit Freunden, Eltern oder anderen Vertrauenspersonen über unsere Gefühle zu sprechen kann eine Erleichterung sein und wir fühlen uns dadurch weniger alleine und hilflos.
Kreative Aktivitäten
Malen, tanzen, basteln oder musizieren können helfen, deine Gefühle auszudrücken und dadurch innerlich zur Ruhe zu kommen. Durch kreative Aktivitäten können wir Dampf ablassen und negative Energien in etwas Positives verwandeln, das uns Freude bereitet.
An dieser Stelle endet unsere kleine Gedankenreise. Ich hoffe, dass dich das Bild vom Gefühlshotel künftig dabei unterstützen kann, mit all deinen Gefühlen umzugehen.
Denn Gefühle wollen einfach nur eines: gefühlt und akzeptiert werden, so wie sie sind.
Ich wünsche dir viele spannende und bereichernde Begegnungen mit deinen Gefühlsgästen!
von Herzen
Nina
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